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VOICEPRINTS - computermusic on tape
Unter dem Motto „VOICEPRINTS“ veranstaltete die
Gesellschaft für Neue Musik Ruhr e.V. (GNMR)
im Mai/Juni 1996 ein Tonbandkonzert in 4-Kanal-Technik,
das in den drei Städten Bottrop, Essen und Gladbeck
aufgeführt wurde. Die dargebotenen Stücke gehören durchweg
dem Bereich der elektroakustischen Musik an und sind für
die Reproduktion durch Tonträger (Tonband, CD,..)
konzipiert.
Trotz der ungewöhnlichen Darbietungsform ohne jegliche
Interpreten stieß das Konzert auf erstaunlich positive
Resonanz. Einer nochmaligen Wiedergabe der vorbereiteten
Bänder mit insgesamt ca. 70 Minuten Musik steht nichts im
Wege. Bei Interesse geben Prof. Dirk Reith (reith@folkwang-hochschule.de)
oder Dr. H.-J. Florian (florian@folkwang-hochschule.de)
gerne weitere Auskunft.
Das Progamm:
- Portraits of a Woman (Friedhelm Hartmann, 1995)
- Chant Up (Achim C. Bornhöft, 1992)
- Breathing Room (Hildegard Westerkamp, 1990)
- verSTIMMUNG (Dirk Reith, 1995)
- Chreode I (Jean Baptiste Barriére, 1983)
- Take Five Takes II/IV (Friedhelm Hartmann, 1990)
- Hannah's Tapesession IIa (Heinz-Josef Florian, 1995)
- Hannah's Tapesession III (Heinz-Josef Florian, 1995)
- Cral'une (Ralf R. Ollertz, 1995)
- Style de bougalou (Michel Smith, 1990)
- Bèdè (Robert Normandeau, 1990)
- VOX 5 (Trevor Wishart, 1986)

Aus dem Programmheft:
Von Beginn an hat die Möglichkeit des Speicherns von
Klängen und Geräuschen einen großen
Einfluß auf die Musik ausgeübt. Nicht nur sind Musik und
Tondokumente nahezu an jedem
Ort und zu jeder Zeit unbegrenzt verfügbar geworden - auch
die nachträgliche Veränderung
aufgezeichneter Klänge hat schon bald die Phantasie der
Künstler angeregt. Mit dem
Aufkommen von Tonbandgeräten und vollends durch den
Einsatz von Computertechnik sind
der kreativen Manipulation kaum noch Grenzen gesetzt.
Heute ist es ohne Mühe und auf fast jedem Personalcomputer
möglich, digital aufgezeichnete
Klangereignisse auf beliebige Weise zu zerschneiden, neu
zusammenzusetzen, auf unzählige
Arten zu transformieren oder zu analysieren und die
Ergebnisse zur Erzeugung von
synthetischen, vom Computer realisierten Klängen zu
verwenden.
Der Einsatz des Computers beschränkt sich jedoch nicht nur
auf die Bearbeitung und
Erzeugung von Klangmaterial. Eine Musik, die den Zuhörer
erreichen soll, bedarf mehr als nur
einiger aufregender und ungewöhnlicher Klänge. Das
Klangmaterial muß vielmehr in eine
ästhetische Ordnung gebracht und zu einem
musikalischsinnvollen Ganzen zusammengesetzt
werden. Auch dabei kann der Computer wertvolle Dienste
leisten. Mit seiner Hilfe lassen sich
diverse Gestaltungsparameter in zuvor errechneter und
geplanter Weise steuern, so, als würde
man auf einem eben völlig neu erfundenen Instrument
spielen.
Die menschliche Stimme mit ihrem faszinierenden
Variationsreichtum und ihrer
charakteristischen Klangfarbe eignet sich hervorragend als
Ausgangsbasis für eine musikalische
Klanggestaltung. Alle hier vorgestellten Kompositionen
arbeiten auf die eine oder an dere Art
mit der Stimme. Manchmal ist sie überdeutlich vernehmbar,
ein anderes Mal nur zu erahnen,
an wieder anderen Stellen wird sie mit Hilfe des Rechners
wieder neu geschaffen. Hören Sie
selbst, zu welch breitgefächerten musikalischen Resultaten
und un t erschiedlichen ästhetischen
Haltungen die Beschäftigung mit der menschlichen Stimme
führen kann.
Alle Stücke dieses Konzertes sind mit Hilfe des Computers
realisiert worden und liegen in
digitaler gespeicherter Form vor. Sie werden daher mit
digitalen Abspielgeräten zum Klingen
gebracht. Einige Kompositionen sind für die Verwendung von
vier Klangkanäl en konzipiert
und werden dementsprechend über vier Lautsprecher
wiedergegeben. Aber auch die für
2-Kanalton konzipierten Stücke werden durch eine spezielle
4-Kanal-Wiedergabe in ihrer
räumlichen Wirkung aufgewertet.
Ein Konzert ohne Interpreten - sieht man von der
interaktiven Klangregie einmal ab - kann
man vielleicht mit einem Kino vergleichen, bei dem jedoch
nichts fürs Auge, sondern
stattdessen fürs Ohr geboten wird.
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