UN LAY DE CONSOLATION
Die Komposition "nahe zu fern" ist wird oft zusammen mit der Komposition "Un Lay de Consolation“ aufgeführt. In beiden Werken spielen Zeit und Raum eine entscheidende Rolle. “Un Lay de Consolation". Die mittelalterliche Form des "Lay" bezeichnet ein Lied, kein gewöhnliches Lied, sondern ein höchst artifizielles, auf komplizierten Formgesetzen basierendes. Überraschend und faszinierend zugleich, dass der Hörer diese Komplexität der Komposition nicht unmittelbar wahrnehmen kann, sondern sich im Gegenteil eher von einer "Scheharazade" gefangengenommen meint. Die Lays von Guillaume de Machaut sind das Materialreservoire und der Ausgangspunkt für alle weiteren Teile in der Komposition "Un Lay de Consolation". Das Stück entwickelt sich stufenweise, ausgehend von den mittelalterlichen Kompositionstechniken, hin zu Techniken der zeitgenössischen Musik. Abgeschlossen wird dieser Prozess mit der elektronischen Komposition "nahe zu fern", in der ein komplexes „Spiel", oft allerdings nur noch schemenhaft nachvollziehbar - mit Nähe und Ferne des musikalischem Materials stattfindet.. Bekannte Instrumentalklänge verwandeln sich fliessend in abstrakte Klanggebilde; nahe Lautsprecher lassen "Fernes" erklingen, so dass der Zuhörer meint, der Raum verändere ständig seine Grösse.
Nahe zu fern - zwar noch wahrnehmbar, aber undeutlich -; so verhält sich Fernes zu Nahem in der Komposition "nahe zu fern" für vier Lautsprecher. Innerhalb der elektronischen Musik haben sich Komponisten schon immer intensiv mit den Eigenschaften eines Raumes auseinandergesetzt. Die klangfärbenden Eigenschaften eines Raumes, in dem Instrumente erklingen, und ihre Bedeutung für die Wahrnehmung musikalischer Vorgänge führt dazu, daß in der elektronischen Musik zahlreiche Verfahren entwickelt wurden, einen realen akustischen Raum elektronisch zu suggerieren. In nahe zu fern werden gerade die Eigenschaften von großen Räumen mit in die Komposition einbezogen. Elektronisch erzeugte Klänge werden über vier Lautsprecher wiedergegeben. Die Klangstrukturen auf dem Tonband sind so auf die vier Kanäle verteilt und mit künstlichem Nachhall bearbeitet, dass der Hörer den Eindruck von "pulsierenden" Räumen hat, die ihr Volumen ständig ändern. Durch diese spezifische Art, Klangqualitäten von Räumen zu komponieren, wird ein Spannungsfeld zwischen Nähe und Ferne - zwischen Präsenz und Verwischung - erzeugt, das in dieser Komposition nicht nur auf die Klangstrukturen im Raum bezogen angewendet wird, sondern generelles kompositorisches Prinzip in allen musikalischen Parametern ist.