Der zweiteilige Vortrag begann mit einem „Philosophische Diskurs“, um danach „Die Rolle des Computers“ zu diskutieren. Anfangs wurde darauf eingegangen woher die Begriffe „Ernste Musik“ und „Unterhaltungsmusik“ kommen, nämlich von der GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte). Danach wurden die beiden Hörertypen, der Typus des Experten und der Typus des Unterhaltungshörers, vorgestellt.
Der Experte hört strukturell und kennt den Wert einer Produktion, wohingegen der Unterhaltungshörer Musik zum Zweck der Zerstreuung hört. Anschließend wurde der Unterhaltungsbegriff untersucht. Ist er ein bloßes Geschmacksurteil oder eine musikwissenschaftliche Definition? Des weiteren wurde ein Vergleich gezogen zwischen ernster Musik und Hochliteratur, und Unterhaltungsmusik und Trivialliteratur. Dann wurde erläutert, was die Form von Spiritualität, die als Vorbedingung für das „Erwachen“ im Sinne der Weisheitslehren des Ostens ist, mit der Empfänglichkeit für ernste Musik zu tun hat. Zu guter letzt wurde darauf eingegangen, was die Popularmusik für große Komponisten, wie Beethoven, Schubert und Brahms, bedeutete.
Der zweite Teil, „Die Rolle des Computers“, begann mit der Vorstellung von Pierre Schaeffer (Paris), Werner Meyer-Eppler (Bonn), Herbert Eimert (Köln), Luciano Berio (Mailand) und Bruno Maderna (Mailand), die Pioniere des neuen Mediums „Computer“ waren. Im Anschluss wurden die Arbeiten von Leonard Isaacson und Lejaren Hiller diskutiert, die Computer als kompositorische Hilfsmittel verwendeten. Diese beiden Komponisten verfassten das erste Stück, das mit einem Computer erstellt wurde: „Illiac Suite“. Danach wurden die Arbeiten Max Mathews vorgestellt und erörtert, der in den Bell Laboratories die Kompositionsprogramme MUSIC I – V entwickelte. Verschiedene Komponisten kamen zur Sprache, die den Computer zur Komposition ihrer Stücke einsetzten, so John Chowning, der Computer zur Simulation der menschlichen Stimme verwendete, um sprachverwandte Klänge zu erzeugen. In Anlehnung an die „Musique Concrète“ verarbeitete Jean-Claude Risset mit dem Computer bereits vorhandene Klänge. Charles Dodge, Jim Randall und Benjamin Boretz betrieben serielle Komposition. Gottfried-Michael König hat mit „Project 1“ und „Project 2“ nach statistischen und seriellen Regeln Daten erzeugt, die von Hand in konventionelle Instrumentalpartituren übertragen werden mussten. Iannis Xenakis beschäftigte sich mit Multimedia-Spektakeln. Hierbei wurden Klang und Licht während der Aufführung von einem Computer gesteuert. Danach wurden Hybride Systeme betrachtet, die analoge Klangerzeugung mit digitaler Steuerung kombinierten. Zuletzt wurden einige Synthesizer vorgestellt, die damals eine bahnbrechende Entwicklung darstellten.
Im Fazit wurde klar, dass der Computer zur Erzeugung von ernster-, sowie Unterhaltungsmusik nicht mehr wegzudenken ist. Die Übergänge zwischen U- und E-Musik sind dabei fließend. Dabei ist der enorme technische Fortschritt von den 50er Jahren bis heute noch nicht abgeschlossen. S!icher werden die kreativen Möglichkeiten in der Zukunft immer noch verfeinert.
Playlist:
Lejaren Hiller und Leonard Isaacson: Illiac Suite! Max Mathews: Silver Scale
John Chowning: Phoné
Jean-Claude Risset: Songes
Charles Dodge: Viola Elegy
Iannis Xenakis und John Cage: HPSCHD! Iannis Xenakis: Mycènes Alpha
Barry Truax: Riverrun
Autechre: Nine
Wolfgang Voigt: Das Moor
Literatur:
Jens Hagestedt: Über den Unterschied zwischen ernster und Unterhaltungsmusik
Veit-Justus Rollmann: Ist die innermusikalische DIfferenzierung zwischen U- und E-Musik aus der Perspektive philosophischer Ästhetik haltbar?
http://www2.ak.tu-berlin.de/Geschichte/themen/Geschichte-Computermusik.html