Zusammenfassung
Nach einleitenden Worten über den Begrif der Zahl als abstraktes Objekt, wurde an ausgewählten Beispielen der Musikgeschichte auf die Beziehung zwischen Musik und Zahl eingegangen. Das Hauptaugenmerk lag bei der abendländischen Musik und im Besonderen spielten die frühe Mehrstimmigkeit, der Barock und die Musik der letzten 100 Jahre eine wichtige Rolle.
Als erste Verbindung von Musik und Zahl gilt die Geschichte von Pythagoras in der Schmiede, die dazu führte, dass Pythagoras den Zusammenhang zwischen Intervallproportionen und Längenverhältnissen bei Saiten nachwies, woraus sich die Regel ergab, dass je einfacher das Verhältnis, desto konsonanter das klingende Intervall. So galt die Musik lange Zeit als eine der sieben freien Künste und darin zum Quadrivium, den vier mathematischen Fächern (Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik).
In der Musik taucht die Zahl in den meisten Fällen in Form von Proportionen auf, wie etwa Takte, Töne, Intervall- oder Dauernproportionen. Als herausstechendes Werk aus der frühen Mehrstimmigkeit ist hier die Motette „Nuper rosarum fores“ von Guillaume Dufay zu nennen, die er zur Einweihung des Florentiner Doms schrieb und dabei die Längenverhältnisse des Doms auf die musikalische Form übertrug. Im Barock gibt es oftmals eine Hinwendung zur Gematrie, der Übertragung des Alphabets in Zahlen und diese wiederum in einen musikalischen Zusammenhang. Im 20. Jahrhundert kann in vielen Werken die Arbeit unter mathematisch- naturwissenschaftlichen Aspekten betrachtet werden. Sicher spielt Iannis Xenakis hier eine der wichtigsten Rollen. Die Verwendung der Fibonacci-Reihe ist dabei ein oft eingesetztes Mittel zur Strukturierung von Zeit und Form.
Playlist
– Tutilo v. St. Gallen: Cunctipotens Genitor Deus
– Perotin: Viderunt Omnes
– Johannes Ciconia: Le ray au soleyl
– John Dunstable: Quam pulchra es
– Guillaume Dufay: Nuper rosarum fores
– Johannes Ockeghem: Kyrie aus „Missa Prolationum“
– J. S. Bach: Canon a 4 per Augmentationem et Diminutionem
– Karlheinz Stockhausen: Stimmung
– Gerard Grisey: Partiels
– Bela Bartok: Allegro Barbaro
– Karlheinz Stockhausen: Klavierstück IX
– Philip Glass: Knee Play 3 aus „Einstein on the Beach“
Literaturhinweise:
– Wolfgang Held: Alles ist Zahl, Verlag Freies Geistesleben
– Peter Benary: Musik und Zahl, HBS Nepomuk
– Tobias Gravenhorst: Proportion und Allegorie in der Musik des Hochbarock, Lang
– Erwin Schadel: Musik als Trinitätssymbol, Lang
– Erich Bischof: Mystik und Magie der Zahlen, Fourier
– Wolfgang Gratzer: Zur „wunderlichen Mystik“ Alban Bergs, Böhlau
– Anja Heilmann: Boethius’ Musiktheorie und das Quadrivium