Reisen in die Bön-Klöster

Aus der ursprünglich geplanten 7-wöchigen Forschungsreise ins Bön Mutterkloster “Menri” in Dolanji, Indien, sind im Laufe dieses Projekts insgesamt vier Reisen nach Menri und zwei Besuche im zweitgrößten Bön-Kloster im Exil “Triten Norbutse” in Kathmandu, Nepal, geworden.

Aus den Aufenhalten in beiden Klostern entstanden zwei sich ergänzende und über das Projektende hin andauernde Zusammenarbeiten. Zum einen kam es gleich zu Beginn der Reisen zu einer persönlichen Einführung in Grundlagen der Bön Ritualmusik durch den Tibetologen und Musikethnologen Ricardo Canzio, den ich durch die freundliche Vermittlung von Khenpo Gelek Jinpa in Kathmandu kennenlernen durfte.

Kurz darauf, nicht zuletzt auf der Grundlage des von Canzio Übermittelten, entflocht sich eine intensive Unterrichts- und Arbeitssitution mit Geshé Dawa Namgyal Kharnatsang im Bön-Hauptkloster Menri.

Bei beiden Zusammenarbeiten standen zum einen das künstlerische (ästhetisch-performative) Verständnis und zum anderen die akademische Aufarbeitung der Ritualmusik des Yungdrung Bön im Zentrum. Durch die Kombination beider Kollaborationen entstand zudem die glückliche Sitution, die Ritualmusik des Bön aus zwei Perspektiven betrachten und darstellen lernen zu dürfen, der eher westlich-akademischen und der eines Bön-Umdzes und Geshés (= Gelehrter der Bön-Philosophie).

Eine Zusammenfassung der eher im westlich-akademischen Sinne aufgearbeiteten theoretischen Grundlagen eines bestimmten Bereichs der des rituellen Gesangs der Bönpos, dem gyer-yang, findet sich hier: “Entwicklung einer gyer-yang Datenbank”.

Im Prozess des Reisens finden, neben dieser Art von Systematisierungen, jedoch auch völlig andere Prozesse statt. Diese lassen sich oft nicht schematisieren oder abstrahieren, sondern sind rein subjektiver Art.

Diese Dokumentation möchte auch Einblick in diese Art von Prozessen geben, die insbesondere den künstlerischen Prozess, stark beeinflussten und prägten.

Weiter unten finden sich deshalb auch Auszüge aus dem “Reisetagebuch” ins Bön-Mutterkloster Menri in Dolanji, Indien, anlässlich des Verscheidens des 33. Menri-Trizins (Oberhaupt der Bön-Tradition und Abt des Mutterklosters Menri) und dessen Verbrennung im September/Oktober 2017.