29.11.2012 Ludwig Abraham “Trash”

Das Wort „Trash“ wird im Diskurs von Kunst im Allgemeinen immer häufger verwendet, vor allem als Begriff für Materialien oder eine gewisse Ästhetik, die eigentlich außerhalb des gerade verhandelten Kontextes stehen. Allerdings kann dieses Label sowohl negativ als auch positiv konotiert sein. Diese Zuschreibung von Qualitäten wurde anhand aktueller Beispiele aus der progressiven Musik mittels verschiedener kultur- und kunstwissenschaftlicher Ansätze untersucht. Fragen die dabei behandelt wurden sind:

Welche Kontexte werden bemüht, aufgemacht, neu besetzt?
Wie wird das Außermusikalische / Außerästhetische verwendet?
Nur als Kolorit, das gar nicht mehr greifbar ist sondern eher durch den Programmtext, Diskurs, etc. offensichtlich gemacht wird? Wie wichtig ist dann dieses Material eigentlich, wenn man es wieder “hochästhetisiert”, ähnlich einer Destillation?
Wird der „Trash“ ausgestellt? Zu welchem Zweck, vielleicht um sich an einem komischen Begriff von Proletariat anzubiedern oder nonkonformität zu suggerieren?
Gerade im Bereich der „Neuen Musik“ ist eine häufgere Verwendung von Instrumenten und Materialien aus Massenproduktionen oder breitenwirksamem Pop zu beobachten. Im Vortrag wurden verschiedene Ansätze einer Öffnung und Aneignung vorgestellt und Vergleiche zu Vorgehensweisen des Pop, aber auch des Noise gestellt.
Der künstlerische und diskursive Mehrwert dieses Modeworts innerhalb des „Neue Musik“- Diskurses wurde im Fazit des Vortrages verneint, besonders da er zumeist vorhandene Stereotype und Material- bzw. ästhetische Grenzen eher festigt als auflöst.

Playlist:

  • Niklas Seidl – Ich mag Müll (2012)
  • Martin Schüttler – Gier (2007/2009)
  • Freiwillige Selbstkontrolle – Aeropuerto Internacional Maria Montez (2008)
  • Bernhard Lang – Differenz / Wiederholung 6c (2006)
  • Mattin / Axel Dörner – Untitled 2 (2006)
  • The Broken Penis Orchestra – Broken (Part 1) (2003/2011)Literatur:
  • Thomas Meinecke: Ich als Text, Suhrkamp, 2012
  • Positionen 93: Diesseitigkeit, Verlag Positionen, 2012
  • Lucius Burckhardt: Die Kinder fressen ihre Revolution, DuMont, 1985
  • Erika Fischer-Lichte: Ästhetik des Performativen, Suhrkamp, 2004
  • Cornelius Cardew: Stockhausen Serves Imperialism, Katimer New Dimensions /ubuclassics, 1974/2004http://www.ubu.com/historical/cardew/cardew_stockhausen.pdf (Stand: 24.1.2014)
  • Mattin: Unconstituted Praxis, CAC Brétagny & Traumaturgia A Coruña, 2011http://www.cacbretigny.com/unconstituted_praxis.pdf (Stand: 24.1.2014)
  • Mattin: Noise vs. Conceptual Art, 2010http://www.mattin.org/essays/14-Mattin- Noise_vs_Conceptual_Art_fn.html (Stand:24.1.2014)
  • Arteleku Audiolab: Noise & Capitalism, Donostia-S.Sebastiá, 2009

http://www.arteleku.net/noise_capitalism/ (Stand: 24.1.2014)