Als am 1. August Thomas Neuhaus auf meinem Handy anrief, war ich gerade im Urlaub in Rom und dachte mir in dem Moment nichts Schlimmes. Selbst seine Vorwarnung, er hätte sehr schlechte Nachrichten und ob ich gut sitzen würde, hätten mich niemals an das denken lassen, was dann kam. Der Satz “Der Ralf ist gestorben” werde ich mein ganzes Leben nicht mehr aus den Ohren kriegen, diese Worte zogen mir in dem Moment den Boden unter den Füßen weg und ich kann es bis zum heutigen Tag nicht fassen.
Die Lücke, die Ralf hinterlässt, wird niemals zu füllen sein. Es ist viel gesagt worden über das, was Ralf für die Hochschule, das ICEM und die Kollegen alles getan und geleistet hat. Er hat es einfach gemacht, es war für ihn selbstverständlich und er hat niemals Dankbarkeit oder
Gegenleistungen eingefordert. Egal, was man hatte, Ralf war da und hat für fast alles eine Lösung parat gehabt und diese in Eigenarbeit und natürlich ganz alleine perfekt umgesetzt. Grenzen und Unmögliches gab es für ihn so gut wie nie.
Wenn ich alleine den Umbau und die Neugestaltung des Tonaufnahmestudios betrachte… fast alles hier war sein Werk, die farbig gestrichenen Wände, die Gestaltung des Vorraumes, die Akustikwände, die Akustik-Diffusoren, die Kabel-Installationen, die LED-Beleuchtung, der Umbau des Mischpult-Podestes sowie weitere individuelle Eingriffe in Technik, Akustik und Design der Studioräume und noch vieles mehr…. jeder Schritt, den ich hier mache, erinnert mich an ihn und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es hier jemals wieder so sein wird, wie es war, als Ralf noch da war.
Die vielen Male, als Ralf einfach hier ins Studio kam, mich mit den Worten “Hallo mein Lieblingskollege” begrüßte und wir dann bei einem oder zwei schwarzen Kaffees über die Hochschule, das ICEM oder einfach nur über Gott und die Welt sinnierten, fehlen mir unendlich.
Oft brachte er Kuchen mit, den seine Frau gebacken hatte… das war gaub ich eines der wenigen
Dinge, die er selbst nicht konnte, was er auch gerne zugab.
Wie er voller Stolz von seinen Enkeln erzählt und mir die Teile gezeigt hat, die er für seine Eisenbahn in seinem neuen 3D-Drucker gemacht hatte, oder wie er von dem Grill und dem Pizzaofen schwärmte, den er für sich und seine Familie gebaut hatte und dabei eine große
Freude ausstrahlte…. das alles waren Momente, wo mir immer wieder klar wurde, was für Ralf wirklich wichtig war.
Ich verneige mich vor diesem großartigen Menschen und Kollegen in tiefster Dankbarkeit und wünsche ihm aus tiefstem Herzen eine gute Reise und seiner Familie gilt mein tiefstes Mitgefühl für den Verlust dieses wunderbaren Menschen.
Von Roland Masslich:
Ralf Galberg *5. Februar 1954 bis +30. Juli 2022
Ja, auch ich war beim Empfang dieser plötzlichen und so schmerzhaften Mitteilung sehr schockiert und extrem traurig, kann es eigentlich gar nicht begreifen.
Ralf Galberg war mein engster Kollege während meiner langen Zeit im Elektronischen Studio / ICEM (Institut für Computermusik und Elektronische Medien) an der Folkwang-Hochschule in Essen. Für 22 Jahre seit dem deutschen Vereinigungsherbst 1989 bis Ende 2011 haben wir unser berufliches Schaffen gemeinsam erlebt, immer im Umfeld der elektronischen Klänge und der sie erzeugenden Elektronenströme und Maschinen, mit den Komponisten völlig neuer Tonwelten und den Studenten aus der gesamten Welt, die in unseren Studios und auf unseren Bühnen diesen audio-visuellen Geist erspüren und aufsaugen wollten.
Zusammen mit unserem Institutsgründer Professor Dirk Reith hat er bereits seit 1977 in diesen 45 Jahren aus den allerersten Anfängen mit zwei Tonbandmaschinen mit ständigen Erweiterungen von einem kleinen Folkwang-Keller-Studio über mehrere Stationen und Wieder-Neueinrichtungen ein großartiges kreatives Reich für Ton-Künstler erschaffen und unermüdlich für dessen möglichst fehlerfreie Funktion gesorgt.
Ja, ein Lebenswerk, das ihn ständig bewegte und das er eigentlich niemals beenden wollte, mit immer neuen Ideen für Veränderung und Verbesserung, das er nun viel zu früh verlassen musste.
Wie wäre es, das von ihm in den letzten Jahren konzipierte und durch ihn nahezu alleine aufgebaute analoge Synthesizer-Studio (Studio A) im Gebäude Wesselswerth mit dem Beinamen ‘Ralf-Galberg-Studio’ zu benennen?
Sein unendliches detailliertes Wissen um Geschichte und Musik-Maschinen des Elektronischen Studio / ICEM und zur Folkwang-Historie wird nun für immer fehlen, ist verschwunden und nicht mehr reproduzierbar. Er kannte jedes Kabel, jeden Draht, jede Schraube, da er fast alles selber installiert hatte, konnte sicher mit Röhren, Transistoren, Mikroprozessoren und deren Anwendung und Programmen umgehen, dabei stets bedacht, dieses sein Reich immer voll funktionsfähig für alle Benutzer zu halten und bei Störungen die nützliche Hilfe zu geben. Die vielen Studierenden und Komponisten, die er in dieser langen Zeit begleiten konnte, werden sich dankbar daran erinnern.
Auch bei den vielen Aufführungen, Konzerten und Festivals von unserem Institut und von der gesamten Hochschule war er intensiv beteiligt und sorgte für den reibungslosen technischen Ablauf, gerne etwas im Abseits des Rampenlichts, zusammen mit Michael vom Kolke, unserem Beschallungs-Kollegen der frühen Jahre, und später mit dessen Nachfolger Martin Preu.
Neben Umbau&Neubau unserer Ton&Video-Studios und deren ständiger Instandhaltung hat sich Ralf Galberg besonders intensiv um die mediale und technische Bewahrung der über 50-jährigen Historie vom Elektronischen Studio / ICEM gekümmert, insbesondere um unser Medienarchiv, und wer wird zukünftig zusammen mit Dirk Reith die spannenden Geschichten in unserer Technischen Geräte- und Instrumenten-Sammlung erzählen?
Ralf war nicht nur ein super Kollege—ä̲u̲ßerst kompetent aber mindestens genauso unprätentiös–er war auch lustig und immer bereit für einen Scherz. Der hat mir u.a. manche deutsche Worte bzw. Redewendungen beigebracht. Einmal fragte ich ihn, ob er zur Mensa mitkommen wolle. Darauf erwiderte er ‘nee ich gehe lieber zum fettigen Löffel’. Hmm, dachte ich, “fettigen Löffel’…ach ja, genauso wie auf Englisch: zum Greasy Spoon…verstehe ich…und damit waren wir noch enger verbunden. Vermissen werde ich ihn sehr, wie wir alle.
Als ich im Frühjahr 1981 das erste mal von Dirk Reith in das Turmgebäude der Folkwang Hochschule zur Besichtigung des elektronischen Studios, mit dem “Synlab” als dominierendes Prunkstück, geführt wurde, war ich erschlagen. Das war das Instrument mit dem ich unbedingt herumspielen und klanglich experimentieren wollte. Als ich mich benommen wieder der Tür zuwandte, kam uns ein kleiner verschmitzt lächelnder schnauzbärtiger Mann entgegen, der mir als Ralf vorgestellt wurde: “Ralf, unser Techniker, Faktotum, der Mann für alles, was hier mit elektronischem Studio zu tun hat”. Auf seine Frage “Neuer Student?” antwortete Dirk: “Das werden wir noch sehen, momentan Bewerber, aber ein offenbar ein sehr interessierter für einen Studienplatz hier…”. Ralfs Antwort: “Schön, ich denke wir sehen uns dann im Herbst wieder!”
So war es dann auch. Da damals erst drei Semester Komposition studiert sein mussten, bevor man überhaupt (als Zweitfach) auch elektronische Komposition studieren durfte, verbrachte ich immer wieder Zeit um das Elektronische Studio herumlungernd – und wo da am meisten? In der Elektrowerkstatt des Schnurrbart-Ralfs. Ich war da nie alleine, sondern Markus Lepper, später auch Thomas Neuhaus und ein höheres Semester namens Ralf Koppel kamen auch immer in die Elektrowerkstatt zu Ralf, um zu schwätzen, Kaffee zu trinken oder auch mal was zu löten.
Die Löt-Sessions brachten Ralf dann auf die Idee dem kleinen Herumlunger-Club vorzuschlagen doch einen Apple II-Clone-Bausatz zu bestellen und mit seiner Hilfe zusammenzulöten. Gesagt getan: Stahlcase bestellt, Platine woanders, PROMS Original von Apple und Lüfter, Tastatur und Maus wieder woanders . Ralf kannte alle Elektrozeitungen und bestellte uns das Material zusammen. Gelötet und gebaut wurde in seiner Werkstatt, manchmal in Gruppensessions mit gegenseitiger Hilfe, aber immer unter Anleitung von Ralf. Die ein wenig mehr Geld hatten, kauften sich einen Monitor mit Bersteinschrift, für mich reichte nur einer mit grünen Ascii-Zeichen… Nach einigen Wochen Löterei dann der große Moment… Das Ding lief und tat das, was ein echter Apple II auch konnte. Später war dieser Computer mein Steuercomputer für eine Roland-Interface, welches Thomas Neuhaus und ich 1985 für unsere erste größere live-elektronische Komposition, das sogenannte “Kunst-Stoff Drumprojekt” einsetzten (https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Töne).
Ralfs Werkstatt blieb auch danach der Treffpunkt für die kleinen Pausen, wenn man vom blinkenden “Synlab” zu viel hatte. In seiner Werkstatt brütete vor allem Markus Lepper den Plan aus, für den damals noch im Lehrauftrag arbeitenden langhaarigen Dirk Reith eine Professur einzufordern, die dann auch tatsächlich noch zu meinen Studienzeiten eingerichtet wurde. Ralf beriet uns strategisch, wie man am Besten einen kollektiven studentischen Brief ans Rektorat formulieren sollte.
Später nach meinem Studium – und meistens im Kontext von Aufführungen des Theaters der Klänge in der FUdK – tauchte auch immer wieder Ralf auf. Immer eine ironische Bemerkung auf den Lippen und ein Zwinkern im Auge. Und auch wenn Wolfgang, Dirk und sogar Thomas manchmal vor lauter Wertschätzung für die jeweils gerade studierenden Jahrgänge im ICEM die “Alten” und die alten Geschichten zunehmend vergaßen, Ralf konnte sich spontan immer noch an Details erinnern…
Ich arbeite seit über 25 Jahren für eine anderen NRW-Hochschule und habe, dem Vorbild von Dirk folgend, dort auch Sound-Studiengänge, Tonstudios und Kooperationen aufgebaut. Einen Mitarbeiter wie Ralf hätte ich mir gewünscht. Er war mir in einer Person nicht vergönnt, so dass ich die verschiedenen Qualitäten, die Ralf in sich vereinigte, rudimentär in meinem Arbeitszusammenhang allenfalls auf mehrere Personen verteilt wieder finde.
Ein Glücksfall für die Folkwang, für das elektronische Studio und für das spätere ICEM, dass sie eine Person wie Ralf Galberg als loyalen, tüchtigen, witzigen und emphatischen Mitarbeiter hatten!
Schöne Geschichten. Nur bei der Maus für eine Apple II clone Anfang der 1980er modulierte die Gegenwart wohl ein wenig die Erinnerungen 😉
War eher ein 5 ¼ Zoll-Laufwerk. Maus kam dann 1987 für und mit dem ersten Atari ST.
Nun liegt die Beerdigung von Ralf Galberg schon über 14 Tage zurück. Endlich finde ich wieder Worte. Ralf hat mein künstlerisches und wissenschaftliches Leben an Folkwang über vier Dekaden begleitet. Ohne sein Engagement, sein können, aber vor allem sein Interesse an Problemlösungen jegliche Art haben meine Vorhaben erst ermöglicht. Besonders in den 80er Jahren des vorherigen Jahrhunderts waren wir beide aufeinander angewiesen. So wurde langsam aus dem kollegialen Verhältnis Freundschaft. Nicht alle an der Hochschule waren davon überzeugt, dass das wir da taten, für die Kunst an Folkwang relevant ist. Auf Ralf Galberg konnte ich mich immer verlassen, er war ein Kämpfer für die Sache „Musik mit Strom zu machen” und vermittelte das auch den Skeptikern mit immer wiederkehrender Geduld. Wir träumten immer davon, dass wir uns mal, wenn wir etwas mehr Zeit hätten, in Klausur begeben wollten und all die kleinen und großen Geschichten in Bild und Wort zu Papier zu bringen. Nun sind 50% unseres gemeinsamen Wissens, das wir in über 40 Jahre gesammelt haben, verloren. Mit jedem Dokument das ich aus meinen Akten ziehe, bei jedem Fragment eines Stückes, das ich höre, bei vielen Geräten, die du geschaffen oder modifiziert hast, begegnest du mir immer wieder Ralf, und immer noch verstehe ich nicht, dass du nun nicht mer da bist. Mir bleibt nur meine Dankbarkeit für die Jahrzehnte, die wir zusammen gearbeitet haben, auszudrücken.
Prof. emeritus Dirk Reith Essen, den 1. 9. 2022
Meine Erinnerungen an Ralf Galberg sind nicht so fachspezifisch wie Eure, weil ich selbst ja gar keine Elektronik betreiben kann. Als NeueMusikInstrumentalZuständige durfte ich ICEM-Mitglied werden und arbeite mit Kollegen und Studierenden oft in den Räumen des ICEM. Ralf habe ich wahrgenommen als den, der immer da ist und immer da sein wird. Darum erscheint es mir bis heute nicht ganz real, daß er gestorben ist, obwohl ich mit Euch bei der freundlichen, sonnigen, friedvollen Beerdigung war.
Wenn ich meiner Wahrnehmung traue, dann ist er auch nicht weg. Er wird immer da sein, wir sehen ihn nur nicht mehr.
Lieber Ralf,
wo auch immer du jetzt bist, vielen Dank für deine immer unaufgeregte, freundliche und inspirierende Art. Gerne hätte ich mit Dir noch einmal persönlich gesprochen nach all den Jahren, die ich nicht am ICEM war. Du hattest immer ein Ohr für unsere Probleme und eine helfende Hand für alles technische.
Ruhe in Frieden, mein Beileid all deinen Angehörigen.
PS: Sollte es, wofür sich ja leider keine belastbaren Beweise finden lassen, ein Leben nach dem Tod geben, bin ich mir sicher, dass du bald für alles technische da oben zuständig bist 😉 Wir sehen uns dann.
Jeden Tag bei der Arbeit – manchmal mehrmals am Tag – hoffe ich, Ralfs Stimme zu hören “Nicht versagen!, Galberg fragen!” und ihn zu sehen, den roten Plattenheber in der Hand, während ich nach einem Gerät, einer Erklärung, einer Lösung für ein Problem suche. Er wusste genau, wo alles war und warum (und wofür, wann und wieso!), und er hatte immer eine gute Antwort und eine bessere Lösung, und wenn es keine gab, hat er sie gebastelt.
Lieber Ralf, jetzt, wo du nicht mehr da bist, werde ich manchmal versagen. Dein Wissen versteckt sich hinter jeder Bodenplatte, jeder Schranktür, jedem Koffer. Aber auch deine Freundlichkeit, dein Engagement, dein Humor und dein Gedächtnis. Sie werden immer das Fundament von ICEM sein. Ich werde mein Bestes tun, um so viel wie möglich davon zu finden und zu bewahren. Vielen Dank für alles!
Ralf, wir werden Dich vermissen! Ich habe Ralf als lustigen und freundlichen Menschen in Erinnerung. Er ist dem ICEM mit Hingabe und Herzlichkeit treu geblieben, solange ich ihn kenne. Vor einigen Monaten unterhielten wir uns über das alte Mischpult, bis die Tür geöffnet wurde, mit der verzweifelten Frage “Ralf, ich kann nichts hören!” – “Jaaaaaaaa…” nachdem ein Knopf gedruckt wurde, ein Schalter umgedreht oder ein Kabel umgetauscht wurde, war das Problem gelöst. Das gehörte für mich zu Ralfs Alltag. Diese Frage haben wir bestimmt alle irgendwann mal gestellt!
Ralf war immer zur Stelle, wenn es irgendein noch so kleines Problem gab, und freute sich, einem helfen zu können. Er war immer freundlich, kompetent und hilfsbereit, auch wenn er viele Fragen von verwirrten Studenten bestimmt schon tausenmal gehört hat. Wenn ich mit ihm gesprochen habe, hat er fast immer geschmunzelt, und eine entspannte Ruhe ausgestrahlt, die allein schon ähnlich hilfreich sein konnte, wie sein Fachwissen zu den Studios. Ich kann mir das ICEM nur schwer ohne ihn vorstellen!
Als am 1. August Thomas Neuhaus auf meinem Handy anrief, war ich gerade im Urlaub in Rom und dachte mir in dem Moment nichts Schlimmes. Selbst seine Vorwarnung, er hätte sehr schlechte Nachrichten und ob ich gut sitzen würde, hätten mich niemals an das denken lassen, was dann kam. Der Satz “Der Ralf ist gestorben” werde ich mein ganzes Leben nicht mehr aus den Ohren kriegen, diese Worte zogen mir in dem Moment den Boden unter den Füßen weg und ich kann es bis zum heutigen Tag nicht fassen.
Die Lücke, die Ralf hinterlässt, wird niemals zu füllen sein. Es ist viel gesagt worden über das, was Ralf für die Hochschule, das ICEM und die Kollegen alles getan und geleistet hat. Er hat es einfach gemacht, es war für ihn selbstverständlich und er hat niemals Dankbarkeit oder
Gegenleistungen eingefordert. Egal, was man hatte, Ralf war da und hat für fast alles eine Lösung parat gehabt und diese in Eigenarbeit und natürlich ganz alleine perfekt umgesetzt. Grenzen und Unmögliches gab es für ihn so gut wie nie.
Wenn ich alleine den Umbau und die Neugestaltung des Tonaufnahmestudios betrachte… fast alles hier war sein Werk, die farbig gestrichenen Wände, die Gestaltung des Vorraumes, die Akustikwände, die Akustik-Diffusoren, die Kabel-Installationen, die LED-Beleuchtung, der Umbau des Mischpult-Podestes sowie weitere individuelle Eingriffe in Technik, Akustik und Design der Studioräume und noch vieles mehr…. jeder Schritt, den ich hier mache, erinnert mich an ihn und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es hier jemals wieder so sein wird, wie es war, als Ralf noch da war.
Die vielen Male, als Ralf einfach hier ins Studio kam, mich mit den Worten “Hallo mein Lieblingskollege” begrüßte und wir dann bei einem oder zwei schwarzen Kaffees über die Hochschule, das ICEM oder einfach nur über Gott und die Welt sinnierten, fehlen mir unendlich.
Oft brachte er Kuchen mit, den seine Frau gebacken hatte… das war gaub ich eines der wenigen
Dinge, die er selbst nicht konnte, was er auch gerne zugab.
Wie er voller Stolz von seinen Enkeln erzählt und mir die Teile gezeigt hat, die er für seine Eisenbahn in seinem neuen 3D-Drucker gemacht hatte, oder wie er von dem Grill und dem Pizzaofen schwärmte, den er für sich und seine Familie gebaut hatte und dabei eine große
Freude ausstrahlte…. das alles waren Momente, wo mir immer wieder klar wurde, was für Ralf wirklich wichtig war.
Ich verneige mich vor diesem großartigen Menschen und Kollegen in tiefster Dankbarkeit und wünsche ihm aus tiefstem Herzen eine gute Reise und seiner Familie gilt mein tiefstes Mitgefühl für den Verlust dieses wunderbaren Menschen.
Von Roland Masslich:
Ralf Galberg *5. Februar 1954 bis +30. Juli 2022
Ja, auch ich war beim Empfang dieser plötzlichen und so schmerzhaften Mitteilung sehr schockiert und extrem traurig, kann es eigentlich gar nicht begreifen.
Ralf Galberg war mein engster Kollege während meiner langen Zeit im Elektronischen Studio / ICEM (Institut für Computermusik und Elektronische Medien) an der Folkwang-Hochschule in Essen. Für 22 Jahre seit dem deutschen Vereinigungsherbst 1989 bis Ende 2011 haben wir unser berufliches Schaffen gemeinsam erlebt, immer im Umfeld der elektronischen Klänge und der sie erzeugenden Elektronenströme und Maschinen, mit den Komponisten völlig neuer Tonwelten und den Studenten aus der gesamten Welt, die in unseren Studios und auf unseren Bühnen diesen audio-visuellen Geist erspüren und aufsaugen wollten.
Zusammen mit unserem Institutsgründer Professor Dirk Reith hat er bereits seit 1977 in diesen 45 Jahren aus den allerersten Anfängen mit zwei Tonbandmaschinen mit ständigen Erweiterungen von einem kleinen Folkwang-Keller-Studio über mehrere Stationen und Wieder-Neueinrichtungen ein großartiges kreatives Reich für Ton-Künstler erschaffen und unermüdlich für dessen möglichst fehlerfreie Funktion gesorgt.
https://icem-www.folkwang-uni.de/icem-web/geschichte
Ja, ein Lebenswerk, das ihn ständig bewegte und das er eigentlich niemals beenden wollte, mit immer neuen Ideen für Veränderung und Verbesserung, das er nun viel zu früh verlassen musste.
Wie wäre es, das von ihm in den letzten Jahren konzipierte und durch ihn nahezu alleine aufgebaute analoge Synthesizer-Studio (Studio A) im Gebäude Wesselswerth mit dem Beinamen ‘Ralf-Galberg-Studio’ zu benennen?
https://icem-www.folkwang-uni.de/icem-web/studio-a
Sein unendliches detailliertes Wissen um Geschichte und Musik-Maschinen des Elektronischen Studio / ICEM und zur Folkwang-Historie wird nun für immer fehlen, ist verschwunden und nicht mehr reproduzierbar. Er kannte jedes Kabel, jeden Draht, jede Schraube, da er fast alles selber installiert hatte, konnte sicher mit Röhren, Transistoren, Mikroprozessoren und deren Anwendung und Programmen umgehen, dabei stets bedacht, dieses sein Reich immer voll funktionsfähig für alle Benutzer zu halten und bei Störungen die nützliche Hilfe zu geben. Die vielen Studierenden und Komponisten, die er in dieser langen Zeit begleiten konnte, werden sich dankbar daran erinnern.
Auch bei den vielen Aufführungen, Konzerten und Festivals von unserem Institut und von der gesamten Hochschule war er intensiv beteiligt und sorgte für den reibungslosen technischen Ablauf, gerne etwas im Abseits des Rampenlichts, zusammen mit Michael vom Kolke, unserem Beschallungs-Kollegen der frühen Jahre, und später mit dessen Nachfolger Martin Preu.
Neben Umbau&Neubau unserer Ton&Video-Studios und deren ständiger Instandhaltung hat sich Ralf Galberg besonders intensiv um die mediale und technische Bewahrung der über 50-jährigen Historie vom Elektronischen Studio / ICEM gekümmert, insbesondere um unser Medienarchiv, und wer wird zukünftig zusammen mit Dirk Reith die spannenden Geschichten in unserer Technischen Geräte- und Instrumenten-Sammlung erzählen?
https://icem-www.folkwang-uni.de/icem-web/studios-anlagen/medien-archiv
https://icem-www.folkwang-uni.de/icem-web/studios-anlagen/technische-gerate-und-instrumenten-sammlung
Ralf war nicht nur ein super Kollege—ä̲u̲ßerst kompetent aber mindestens genauso unprätentiös–er war auch lustig und immer bereit für einen Scherz. Der hat mir u.a. manche deutsche Worte bzw. Redewendungen beigebracht. Einmal fragte ich ihn, ob er zur Mensa mitkommen wolle. Darauf erwiderte er ‘nee ich gehe lieber zum fettigen Löffel’. Hmm, dachte ich, “fettigen Löffel’…ach ja, genauso wie auf Englisch: zum Greasy Spoon…verstehe ich…und damit waren wir noch enger verbunden. Vermissen werde ich ihn sehr, wie wir alle.
Als ich im Frühjahr 1981 das erste mal von Dirk Reith in das Turmgebäude der Folkwang Hochschule zur Besichtigung des elektronischen Studios, mit dem “Synlab” als dominierendes Prunkstück, geführt wurde, war ich erschlagen. Das war das Instrument mit dem ich unbedingt herumspielen und klanglich experimentieren wollte. Als ich mich benommen wieder der Tür zuwandte, kam uns ein kleiner verschmitzt lächelnder schnauzbärtiger Mann entgegen, der mir als Ralf vorgestellt wurde: “Ralf, unser Techniker, Faktotum, der Mann für alles, was hier mit elektronischem Studio zu tun hat”. Auf seine Frage “Neuer Student?” antwortete Dirk: “Das werden wir noch sehen, momentan Bewerber, aber ein offenbar ein sehr interessierter für einen Studienplatz hier…”. Ralfs Antwort: “Schön, ich denke wir sehen uns dann im Herbst wieder!”
So war es dann auch. Da damals erst drei Semester Komposition studiert sein mussten, bevor man überhaupt (als Zweitfach) auch elektronische Komposition studieren durfte, verbrachte ich immer wieder Zeit um das Elektronische Studio herumlungernd – und wo da am meisten? In der Elektrowerkstatt des Schnurrbart-Ralfs. Ich war da nie alleine, sondern Markus Lepper, später auch Thomas Neuhaus und ein höheres Semester namens Ralf Koppel kamen auch immer in die Elektrowerkstatt zu Ralf, um zu schwätzen, Kaffee zu trinken oder auch mal was zu löten.
Die Löt-Sessions brachten Ralf dann auf die Idee dem kleinen Herumlunger-Club vorzuschlagen doch einen Apple II-Clone-Bausatz zu bestellen und mit seiner Hilfe zusammenzulöten. Gesagt getan: Stahlcase bestellt, Platine woanders, PROMS Original von Apple und Lüfter, Tastatur und Maus wieder woanders . Ralf kannte alle Elektrozeitungen und bestellte uns das Material zusammen. Gelötet und gebaut wurde in seiner Werkstatt, manchmal in Gruppensessions mit gegenseitiger Hilfe, aber immer unter Anleitung von Ralf. Die ein wenig mehr Geld hatten, kauften sich einen Monitor mit Bersteinschrift, für mich reichte nur einer mit grünen Ascii-Zeichen… Nach einigen Wochen Löterei dann der große Moment… Das Ding lief und tat das, was ein echter Apple II auch konnte. Später war dieser Computer mein Steuercomputer für eine Roland-Interface, welches Thomas Neuhaus und ich 1985 für unsere erste größere live-elektronische Komposition, das sogenannte “Kunst-Stoff Drumprojekt” einsetzten (https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Töne).
Ralfs Werkstatt blieb auch danach der Treffpunkt für die kleinen Pausen, wenn man vom blinkenden “Synlab” zu viel hatte. In seiner Werkstatt brütete vor allem Markus Lepper den Plan aus, für den damals noch im Lehrauftrag arbeitenden langhaarigen Dirk Reith eine Professur einzufordern, die dann auch tatsächlich noch zu meinen Studienzeiten eingerichtet wurde. Ralf beriet uns strategisch, wie man am Besten einen kollektiven studentischen Brief ans Rektorat formulieren sollte.
Später nach meinem Studium – und meistens im Kontext von Aufführungen des Theaters der Klänge in der FUdK – tauchte auch immer wieder Ralf auf. Immer eine ironische Bemerkung auf den Lippen und ein Zwinkern im Auge. Und auch wenn Wolfgang, Dirk und sogar Thomas manchmal vor lauter Wertschätzung für die jeweils gerade studierenden Jahrgänge im ICEM die “Alten” und die alten Geschichten zunehmend vergaßen, Ralf konnte sich spontan immer noch an Details erinnern…
Ich arbeite seit über 25 Jahren für eine anderen NRW-Hochschule und habe, dem Vorbild von Dirk folgend, dort auch Sound-Studiengänge, Tonstudios und Kooperationen aufgebaut. Einen Mitarbeiter wie Ralf hätte ich mir gewünscht. Er war mir in einer Person nicht vergönnt, so dass ich die verschiedenen Qualitäten, die Ralf in sich vereinigte, rudimentär in meinem Arbeitszusammenhang allenfalls auf mehrere Personen verteilt wieder finde.
Ein Glücksfall für die Folkwang, für das elektronische Studio und für das spätere ICEM, dass sie eine Person wie Ralf Galberg als loyalen, tüchtigen, witzigen und emphatischen Mitarbeiter hatten!
Schöne Geschichten. Nur bei der Maus für eine Apple II clone Anfang der 1980er modulierte die Gegenwart wohl ein wenig die Erinnerungen 😉
War eher ein 5 ¼ Zoll-Laufwerk. Maus kam dann 1987 für und mit dem ersten Atari ST.
Nun liegt die Beerdigung von Ralf Galberg schon über 14 Tage zurück. Endlich finde ich wieder Worte. Ralf hat mein künstlerisches und wissenschaftliches Leben an Folkwang über vier Dekaden begleitet. Ohne sein Engagement, sein können, aber vor allem sein Interesse an Problemlösungen jegliche Art haben meine Vorhaben erst ermöglicht. Besonders in den 80er Jahren des vorherigen Jahrhunderts waren wir beide aufeinander angewiesen. So wurde langsam aus dem kollegialen Verhältnis Freundschaft. Nicht alle an der Hochschule waren davon überzeugt, dass das wir da taten, für die Kunst an Folkwang relevant ist. Auf Ralf Galberg konnte ich mich immer verlassen, er war ein Kämpfer für die Sache „Musik mit Strom zu machen” und vermittelte das auch den Skeptikern mit immer wiederkehrender Geduld. Wir träumten immer davon, dass wir uns mal, wenn wir etwas mehr Zeit hätten, in Klausur begeben wollten und all die kleinen und großen Geschichten in Bild und Wort zu Papier zu bringen. Nun sind 50% unseres gemeinsamen Wissens, das wir in über 40 Jahre gesammelt haben, verloren. Mit jedem Dokument das ich aus meinen Akten ziehe, bei jedem Fragment eines Stückes, das ich höre, bei vielen Geräten, die du geschaffen oder modifiziert hast, begegnest du mir immer wieder Ralf, und immer noch verstehe ich nicht, dass du nun nicht mer da bist. Mir bleibt nur meine Dankbarkeit für die Jahrzehnte, die wir zusammen gearbeitet haben, auszudrücken.
Prof. emeritus Dirk Reith Essen, den 1. 9. 2022
Meine Erinnerungen an Ralf Galberg sind nicht so fachspezifisch wie Eure, weil ich selbst ja gar keine Elektronik betreiben kann. Als NeueMusikInstrumentalZuständige durfte ich ICEM-Mitglied werden und arbeite mit Kollegen und Studierenden oft in den Räumen des ICEM. Ralf habe ich wahrgenommen als den, der immer da ist und immer da sein wird. Darum erscheint es mir bis heute nicht ganz real, daß er gestorben ist, obwohl ich mit Euch bei der freundlichen, sonnigen, friedvollen Beerdigung war.
Wenn ich meiner Wahrnehmung traue, dann ist er auch nicht weg. Er wird immer da sein, wir sehen ihn nur nicht mehr.
Lieber Ralf,
wo auch immer du jetzt bist, vielen Dank für deine immer unaufgeregte, freundliche und inspirierende Art. Gerne hätte ich mit Dir noch einmal persönlich gesprochen nach all den Jahren, die ich nicht am ICEM war. Du hattest immer ein Ohr für unsere Probleme und eine helfende Hand für alles technische.
Ruhe in Frieden, mein Beileid all deinen Angehörigen.
PS: Sollte es, wofür sich ja leider keine belastbaren Beweise finden lassen, ein Leben nach dem Tod geben, bin ich mir sicher, dass du bald für alles technische da oben zuständig bist 😉 Wir sehen uns dann.
Jeden Tag bei der Arbeit – manchmal mehrmals am Tag – hoffe ich, Ralfs Stimme zu hören “Nicht versagen!, Galberg fragen!” und ihn zu sehen, den roten Plattenheber in der Hand, während ich nach einem Gerät, einer Erklärung, einer Lösung für ein Problem suche. Er wusste genau, wo alles war und warum (und wofür, wann und wieso!), und er hatte immer eine gute Antwort und eine bessere Lösung, und wenn es keine gab, hat er sie gebastelt.
Lieber Ralf, jetzt, wo du nicht mehr da bist, werde ich manchmal versagen. Dein Wissen versteckt sich hinter jeder Bodenplatte, jeder Schranktür, jedem Koffer. Aber auch deine Freundlichkeit, dein Engagement, dein Humor und dein Gedächtnis. Sie werden immer das Fundament von ICEM sein. Ich werde mein Bestes tun, um so viel wie möglich davon zu finden und zu bewahren. Vielen Dank für alles!
Ralf, wir werden Dich vermissen! Ich habe Ralf als lustigen und freundlichen Menschen in Erinnerung. Er ist dem ICEM mit Hingabe und Herzlichkeit treu geblieben, solange ich ihn kenne. Vor einigen Monaten unterhielten wir uns über das alte Mischpult, bis die Tür geöffnet wurde, mit der verzweifelten Frage “Ralf, ich kann nichts hören!” – “Jaaaaaaaa…” nachdem ein Knopf gedruckt wurde, ein Schalter umgedreht oder ein Kabel umgetauscht wurde, war das Problem gelöst. Das gehörte für mich zu Ralfs Alltag. Diese Frage haben wir bestimmt alle irgendwann mal gestellt!
Ralf war immer zur Stelle, wenn es irgendein noch so kleines Problem gab, und freute sich, einem helfen zu können. Er war immer freundlich, kompetent und hilfsbereit, auch wenn er viele Fragen von verwirrten Studenten bestimmt schon tausenmal gehört hat. Wenn ich mit ihm gesprochen habe, hat er fast immer geschmunzelt, und eine entspannte Ruhe ausgestrahlt, die allein schon ähnlich hilfreich sein konnte, wie sein Fachwissen zu den Studios. Ich kann mir das ICEM nur schwer ohne ihn vorstellen!